Für die Dimensionierung der Erdwärmesonden und der Wärmepumpe ist es nötig, den Wärmebedarf des Gebäudes so genau wie möglich zu definieren. In der Regel erfolgt die Berechnung des Wärmebedarfs nach DIN 4701. Jedoch wird in der Praxis der Wärmebedarf für Heizung- und Warmwasserbereitstellung oft nur überschlagen. Bei Sanierungsvorhaben ohne Änderungen an der Gebäudehülle können dazu die bisherigen jährlichen Verbräuche zugrunde gelegt werden. Das tatsächliche Nutzerverhalten kann aber zum Teil deutlich von den Planungswerten abweichen. Um dies zu verdeutlichen, wurde an ausgewählten Objekten der tatsächliche Wärmebedarf einzelner Gebäude den Planungswerten gegenübergestellt (siehe Abbildung). So beträgt bei dem Einfamilienhaus 0665 die Abweichung des realen Wärmebedarfs zum geplanten Wert ca. 43 % und bei dem Gebäude 0583 ca. 30 %. Diese beiden Objekte liegen in der Praxis deutlich unterhalb des erwarteten Wärmebedarfs. Folglich ist davon auszugehen, dass die installierte Wärmepumpe überdimensioniert ist und negative Auswirkungen auf den effizienten Betrieb hat. Dem gegenüber steht die Anlage 0948 deren tatsächlicher Wärmebedarf ca. 27 % höher liegt als angenommen. Bei dieser Anlage stellt sich nun die Frage, ob die Dimensionierung der Erdwärmesonden und der Wärmepumpe ausreichend ist, um den gegenüber der Planung zusätzlichen Wärmebedarf effizient abzudecken.
Für die Effizienz einer erdgekoppelten Wärmepumpenanlage ist es von Bedeutung, auf welchem Temperaturniveau die Wärme bereitgestellt werden muss. Während Heizwärme, vor allem bei Flächenheizsystemen, überwiegend mit Vorlauftemperaturen von etwa 35 bis 40 °C zur Verfügung gestellt wird, benötigt die Warmwasserbereitstellung Vorlauftemperaturen von bis zu 60 °C. Unter diesem Gesichtspunkt spielen die Anteile für Heizwärme- und Trinkwarmwasserbereitstellung eine entscheidende Rolle für die Gesamteffizienz. Da diese Anteile auf das jeweilige Nutzerverhalten der Bewohner zurückzuführen sind, fallen sie von Anlage zu Anlage unterschiedlich aus. In der Grafik sind die Anteile für Heiz- und Trinkwarmwasserbereitstellung ausgewählter Projekte (Ein- und Mehrfamilienhäuser) dargestellt. Man erkennt, dass der Anteil für die Warmwasserbereitung in Mehrfamilienhäusern im Vergleich zu Einfamilienhäusern höher ausfällt. Die Wärmepumpe arbeitet somit wesentlich mehr in einem ungünstigen Temperaturniveau, was sich letztendlich auch auf die Arbeitszahl auswirken wird.
In großen Gewerbebauten, die mit Erdwärme versorgt werden, spielt die Warmwasserbereitung oftmals eine untergeordnete Rolle. Bei diesen Anlagen steht vielmehr das Verhältnis von Heizwärmebereitstellung und Kühlung im Vordergrund. Eine unausgeglichene Bilanz kann sich negativ auf die Effizienz auswirken, da im Untergrund ungünstige Temperaturverhältnisse für den Anlagenbetrieb entstehen können. Mit Hilfe geeigneter Messtechnik können die Energiemengen und Temperaturen für den Heiz- und Kühlfall kontinuierlich erfasst und ggf. in den Regelungsalgorithmus der Gesamtanlage mit aufgenommen werden. Dadurch kann ein versorgungssicherer und effizienter Anlagenbetrieb gewährleistet werden.
In der VDI 4640 Blatt 2 werden für den Betrieb von erdgekoppelten Wärmepumpen mit einer installierten Leistung bis zu 30 kW zwischen 1.800 (nur Heizung) und 2.400 (Heizung und Warmwasser) Jahresbetriebsstunden angegeben. Wie aus der Grafik hervorgeht, weichen die jährlichen Betriebsstunden in der Realität zum Teil deutlich ab. Diese Abweichungen können meist auf eine Überdimensionierung der Wärmepumpe zurückgeführt werden. Bei genauer Betrachtung der Betriebszustände kommt es vor allem bei einer Überdimensionierung der Wärmepumpe zum sogenannten „Takten“ der Wärmepumpe – dabei wechseln sich die Betriebszustände „an“ und „aus“ in kurzen Zeitabständen ab. Dabei sinkt gleichzeitig die Anlageneffizienz, da die Startphase einer Wärmepumpe mit höheren Anlaufströmen behaftet ist. Eine Unterdimensionierung der Wärmepumpenanlage ist hingegen oftmals an deutlich höheren Jahresbetriebsstunden zu erkennen.
Ein weiterer wichtiger Anlagenparameter für den Betrieb einer erdgekoppelten Wärmepumpe ist die Temperatur des Sondenfluids aus dem Erdreich. Aufgrund der unterschiedlichen jahreszeitlichen Anforderungen an den Untergrund sind die Temperaturen Schwankungen unterworfen (siehe Grafik). Während zum Ende der Heizperiode (April) die geringsten Temperaturen zu verzeichnen sind, erhöhen sich diese über die Sommermonate bis zur neuen Heizperiode (September) – der Untergrund regeneriert sich auf natürliche Weise. Erfolgt, aufgrund von Fehlern während der Planung oder eines veränderten Nutzerverhaltens, keine vollständige Regeneration des Untergrunds und damit der Sondentemperatur, so wird die Wärmepumpenanlage im Laufe der Jahre kontinuierlich ineffizienter – das Erdreich wird überstrapaziert. Mit Hilfe von zwei Temperatursensoren im Solekreis können solche Effekte frühzeitig erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen werden.